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05.12.2022

Mikroorganismen aus Mittelhessen – für täglich 150 Millionen Menschen vom nachhaltigsten Unternehmen der Welt

Das Biotech-Unternehmen Chr. Hansen entwickelt und produziert Bakterienstämme

Das beschauliche Pohlheim in Mittelhessen verfügt mit dem dänischen Unternehmen Chr. Hansen über einen Global Hidden Champion.

© HTAI / Benjamin Jungbluth
(von links) Dr. Rainer Waldschmidt, Charlotte Lorentzen, Christian Piterek, Jonas Winkler, Michael Erkes

Das Biotech-Unternehmen Chr. Hansen entwickelt und produziert im hessischen Pohlheim Bakterienstämme, um Lebensmittel auf nachhaltige Weise haltbarer zu machen und dadurch Lebensmittelverschwendung und -abfälle zu reduzieren. Dank der optimalen Bedingungen vor Ort wurde der Standort jüngst erweitert – und die Produktion mehr als verdoppelt.

Pohlheim ist eine Kleinstadt in Hessen mit rund 18.000 Einwohnern mitten in Deutschland: Die lebendige Universitätsstadt Gießen ist nur wenige Minuten entfernt, und auch das Verkehrsdrehkreuz Frankfurt ist dank einer optimalen Autobahn-Anbindung in einer Dreiviertelstunde erreichbar. Kein Wunder also, dass das beschauliche Pohlheim in Mittelhessen auch ein gefragter Unternehmensstandort ist – und mit dem dänischen Unternehmen Chr. Hansen über einen Global Hidden Champion verfügt: Täglich konsumieren mehr als 150 Millionen Menschen weltweit Lebensmittel, die mit Mikroorganismen-Kulturen aus Pohlheim hergestellt worden sind.

"Wir sind ein breit aufgestelltes Biotechnologie-Unternehmen, das Lösungen mit natürlichen Inhaltsstoffen für die Lebensmittel-, Ernährungs-, Pharma- und Agrarindustrie entwickelt. Pohlheim ist dabei unser globales Innovations- und Produktionszentrum sowie die weltweit größte und modernste Produktionsstätte, in der wir Kulturen für verarbeitete Lebensmittel produzieren", erklärt Standortleiterin Charlotte Lorentzen. Zusammen mit Michael Erkes, dem Vertriebsleiter Europa, führt Charlotte Lorentzen an diesem Tag hessische Wirtschaftsförderer durch ihr Werk: Bei einem Besuch informieren sich Dr. Rainer Waldschmidt, Geschäftsführer der Hessen Trade & Invest GmbH (HTAI), Jonas Winkler (Leiter Themenfeld Standortmarketing & Investorenberatung bei der HTAI) und Christian Piterek vom Regionalmanagement Mittelhessen über die innovativen Entwicklungen in Pohlheim.

40.000 mikrobielle Stämme im Angebot

"Chr. Hansen ist ein Pionier bei der Entwicklung von natürlichen 'guten Bakterien', die gezielt eingesetzt werden können, um Lebensmittel sicherer, schmackhafter und länger haltbar zu machen. Weil dadurch gleichzeitig Pestizide, Antibiotika und künstliche Zusatzstoffe, aber auch die Lebensmittelverschwendung deutlich reduziert werden können, trägt das Verfahren gleich auf mehreren Ebenen zur Nachhaltigkeit bei. Das ist ein tolles Beispiel für die großartigen Möglichkeiten, wie biologische Lösungsansätze die Umwelt schonen und gleichzeitig Vorteile für Verbraucher und die Wirtschaft bieten kann", erklärt HTAI-Geschäftsführer Waldschmidt.

Bei dem innovativen Ansatz von Chr. Hansen werden zunächst Bakterien in Reinkulturen aus Lebensmitteln und anderen natürlichen Quellen gewonnen: Insgesamt verfügt das dänische Unternehmen über rund 40.000 mikrobielle Stämme. Dank hochkomplexer Prozesse und einer über 145 Jahre langen Erfahrung kann Chr. Hansen jeden Stamm mit einer individuellen Nährstoffmischung optimal versorgen und der Fermentation zuführen.

Bei diesem altbekannten Verfahren verdrängen 'gute Bakterien' andere Mikroorganismen, die zum Verderben der Lebensmittel oder – wie bei den gefürchteten Listerien – gar zu Krankheiten führen können. Produkte, bei denen dieser Prozess traditionell eingesetzt wird, sind überall auf der Welt bekannt: Sauerkraut, Kimchi und Miso, aber auch Käse und Joghurt sowie Bier und Wein. Chr. Hansen kann dank innovativer Verfahren diese Methode standardisiert und kontrolliert in vielen weiteren Bereichen nutzen – und dies bei höchster Effizienz: Ein kleiner Beutel mit Bakterien, der das Werk in Pohlheim verlässt, reicht für rund eine Tonne Lebensmittel aus.

Beschleunigtes Verladen am Flughafen Frankfurt

"Die Stämme kühlen wir auf -196 Grad Celsius herunter, um sie für den Transport zu unseren weltweiten Kunden vorzubereiten. Gelagert werden sie dann je nach Verfahren bei -18 bis -55 Grad Celsius. Deshalb benötigen wir ganz spezielle Räumlichkeiten – und die Möglichkeit, unsere Produkte schnell und effizient international zu versenden", erklärt Vertriebsleiter Michael Erkes. "Dank einer engen Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden können wir einen Teil der sicherheitsrelevanten Formalitäten bereits bei uns im Werk erledigen, so dass wir am Flughafen Frankfurt beschleunigt verladen können. Hier zahlt sich unsere Lage mitten in Hessen enorm für uns aus."

Ein weiterer Vorteil der Region rund um Pohlheim: Mit der Technischen Hochschule Mittelhessen und der Justus-Liebig-Universität in Gießen sowie der Philipps-Universität in Marburg gibt es gleich drei renommierte Hochschulen mit naturwissenschaftlich-technischer Ausrichtung in unmittelbarer Nähe. "Das ist eine tolle Möglichkeit für uns, hochqualifizierte Werkstudenten und künftige Mitarbeiter zu finden. Da die Loyalität der Angestellten in Deutschland generell höher als beispielsweise in meiner dänischen Heimat ist, können Unternehmen hier sehr wertvolle Zukunftsinvestitionen tätigen", betont Standortleiterin Charlotte Lorentzen.

Solche positiven Rückmeldungen bestärken Christian Piterek vom Regionalmanagement Mittelhessen in seiner Funktion. "Als regionaler Wirtschaftsförderer unterstützen wir Unternehmen gezielt in den Bereichen Bildung und Fachkräfte, Innovation sowie Infrastruktur. Durch Netzwerke zwischen Wirtschaft und Wissenschaft können wir Kooperationen anstoßen – und Chr. Hansen zeigt auf schöne Weise, wie sich eine solche Zusammenarbeit für beide Seiten auszahlt", so Piterek.

12 Millionen Euro in Standort investiert

Aufgrund dieser optimalen Standortbedingungen hat Chr. Hansen sein bestehendes Werk in Mittelhessen 2021 noch einmal stark erweitert und mehr als 12 Millionen Euro investiert: Die Produktion in Pohlheim wurde dadurch mehr als verdoppelt. "Mit den Jahren ist auch die Zahl unserer Mitarbeiter von 50 auf 110 angestiegen, weil unser starkes Wachstum Investitionen in verschiedenen Bereichen notwendig gemacht hat. Und wir haben hier noch viel vor: Demnächst wollen wir unsere Verpackungskapazitäten vergrößern", sagt Charlotte Lorentzen.

Bereits in Betrieb ist ein neues Testlabor, in dem die Biotech-Experten nun gemeinsam mit ihren Kunden individuell abgestimmte Produkte entwickeln. Ein speziell gesicherter Bereich beherbergt außerdem große Laborbereiche zur unternehmensweiten Qualitätskontrolle. Hochqualifizierte Mitarbeiter untersuchen hier unter anderem mit modernsten Analysen wie zum Beispiel PCR-Tests die Aktivität der Bakterien-Stämme. "Wir können beispielswiese simulieren, wie sich die Endprodukte in der Kühlung in einem Supermarkt verhalten und dadurch sicherstellen, dass unsere Stämme stets optimale Frische und Langlebigkeit garantieren. Das sorgt für signifikant geringere Verluste bei Händlern und Verbrauchern. Und das ist ein ganz wichtiger Baustein beim Thema Nachhaltigkeit, denn ein Großteil der Lebensmittelverschwendung ist auf das Verfallsdatum der Produkte zurückzuführen", erklärt Michael Erkes.

Als nachhaltigstes Unternehmen der Welt ausgezeichnet

Ohnehin ist Nachhaltigkeit im Geschäftsmodell von Chr. Hansen grundlegend verankert: Mehr als 80 Prozent des aktuellen Umsatzes leisten einen direkten Beitrag zu den drei globalen UN-Nachhaltigkeitszielen "Zero Hunger", "Good Health and Wellbeing" und "Responsible Production and Consumption". Entsprechend wurde Chr. Hansen 2019 im Rahmen des Weltwirtschaftsforums in Davos vom Wirtschaftsmagazin "Corporate Knights" zum nachhaltigsten Unternehmen der Welt gekürt.

Doch auch bei der Produktion versucht das Unternehmen, neue nachhaltige Wege zu gehen. In Pohlheim kommen bereits 100 Prozent grüner Strom aus der Region zum Einsatz. Aktuell arbeitet Chr. Hansen außerdem an einem Verfahren, Biogas aus eigenen Produktionsresten in einer nahegelegenen Biogasanlage herzustellen.

"Das sind zahlreiche innovative Ansätze, die weit über die Region hinausstrahlen und Pohlheim zu einem weltweit bedeutenden Standort von Chr. Hansen machen. Gemeinsam mit dem Netzwerk der hessischen Wirtschaftsförderung unterstützen wir solche nachhaltigen Investitionen in Hessen und begleiten internationale Unternehmen gerne auf ihrem spannenden Weg zur Lösung globaler Ernährungsfragen", so Dr. Rainer Waldschmidt.

 

 

Die Chr. Hansen Holding A/S mit Sitz in Hoersholm, Dänemark, ist ein breit aufgestelltes Biotechnologie-Unternehmen, das seit über 145 Jahren auf natürliche Inhaltsstoffe für die Lebensmittel-, Ernährungs-, Pharma- und Agrarindustrie spezialisiert ist. An weltweit mehr als 50 Standorten sind rund 3700 Mitarbeiter beschäftigt.

Mit seiner mikrobiellen Plattform und einem Bestand von rund 40.000 mikrobiellen Stämmen nutzt das innovative Unternehmen "gute Bakterien", um auf weltweite Herausforderungen wie Lebensmittelverschwendung, globale Gesundheit und den übermäßigen Einsatz von Antibiotika und Pestiziden zu reagieren.

Chr. Hansen entwickelt und produziert dabei Kulturen, Enzyme und Probiotika für die Lebensmittelindustrie und ist globaler Marktführer in vielen Segmenten: Jeder zweite Käse auf der Welt enthält mindestens eine natürliche Zutat des Biotech-Unternehmens. Außerdem entwickelt und produziert Chr. Hansen probiotische Zutaten für Nahrungsergänzungsmittel, Arzneimittel, Säuglingsanfangsnahrung sowie Tierfutter und Pflanzenschutz.

Insgesamt konsumieren über eine Milliarde Menschen täglich Produkte, die natürliche Zutaten von Chr. Hansen enthalten. Allein der Standort Pohlheim erzeugt dabei Mikroorganismen-Kulturen, die täglich in Lebensmitteln von mehr als 150 Millionen Menschen weltweit verwendet werden.

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