Seltene Erden im Fokus: China verschärft Exportkontrollen – Auswirkungen für Hessens Industrie
Die Maßnahmen reichen bis in Re-Export- und “außerhalb Chinas hergestellte” Produkte hinein – mit unmittelbaren Folgen für Beschaffung, Compliance und Projektplanung in zahlreichen Branchen Hessens.
Was ist neu? – Die Kernelemente in Kürze
- Erweiterte Liste Selternerd-Elemente: Für mittelschwere und schwere Seltene Erden – Holmium, Erbium, Thulium, Europium, Ytterbium – gelten ab 8. November 2025 Exportkontrollen. Erfasst sind Metalle, Legierungen, Oxide, Verbindungen und funktionale Materialien (z. B. Sputter-Targets, Kristall- und Leuchtstoffe).
- Kontrolle von Ausrüstungen & Vorprodukten: Ausgewählte Prozess- und Produktionstechnik für die Gewinnung/Verarbeitung von Seltenen Erden unterliegt ebenfalls ab 8. November der Genehmigungspflicht.
- Technologien & Know-how: Technologien für Abbau, Trennung, Metallurgie, Magnetherstellung und Recycling von Seltenen Erden sind ab 9. Oktober (sofort) genehmigungspflichtig – das betrifft auch Bereitstellung von Engineering-Support, Wartung, Aufrüstung von Produktionslinien etc.
- Re-Export & “De-minimis”-Schwelle: China führt eine 0,1 %-Schwelle ein: Enthalten ausländisch gefertigte Waren ≥ 0,1 % kontrollierter, chinesischen Seltenerd-Inhalte oder wurden sie unter Nutzung chinesischer Seltenerd-Technologie hergestellt, ist vor Export eine chinesische Genehmigung einzuholen. Teile der Regelung gelten sofort, andere ab 1. Dezember 2025.
- Batterien & Anodenmaterialien: Zeitgleich wurden Lithium-Ionen-Batterien mit sehr hoher Energiedichte, Herstellanlagen (u. a. Wickel /Stapelmaschinen, Formierung) sowie künstliche Graphitanoden unter Exportkontrolle gestellt; Inkrafttreten: 8. November 2025.
Betrifft dies auch Unternehmen ohne eigene Seltenerd-Beschaffung?
Seltene Erden stecken indirekt in vielen Komponenten (z. B. Permanentmagnete in E-Antrieben, Robotik, Medizintechnik, Windkraftgeneratoren; optische Fasermaterialien; Leuchtstoffe). Die neuen Regeln adressieren explizit Magnetmaterialien und Technologien und binden Re-Exporte sowie im Ausland gefertigte Produkte mit chinesischen Anteilen ein. Dadurch geraten Maschinenbau, Automotive/E- Mobilität, Leistungselektronik, Optik/Photonik, MedTech und Energietechnik gleichermaßen unter Druck – oft über Vorstufen und Zulieferteile.
Geopolitische Zuspitzung im Umfeld der Maßnahmen
- USA: Der US-Präsident kündigte einen zusätzlichen 100 %-Zoll auf chinesische Importe ab 1. November 2025 an; weitere Exportkontrollen für kritische Software wurden in Aussicht gestellt.
- Schifffahrt/Häfen: China erhebt ab 14. Oktober 2025 Sonder-Hafengebühren auf US-bezogene Schiffe (stufenweise von 400 RMB/Netto-Tonne auf 1.120 RMB bis 2028; max. fünf Reisen/Jahr). Das Verkehrsministerium nennt dies eine Reaktion auf US-Gebühren.
Was heißt das operativ?
Kurzfristig sind längere Genehmigungsverfahren und Unsicherheit bei Lizenzen für Magnete/Materialien zu erwarten; Medien berichten bereits über strengere Prüfungen und Rückfragen in China vor dem formalen Inkrafttreten. Mittel- bis langfristig beschleunigt die Lage den Aufbau nicht-chinesischer Kapazitäten bei Verarbeitung und Magnetfertigung – jedoch mit Vorlaufzeiten und teils höheren Kosten.
Unterstützung
Das Team des Technologieland Hessen steht Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Verbänden als Ansprechpartner zur Verfügung. Darüber hinaus können sich Unternehmen auch direkt an die Anlaufstelle Rohstoffe von DIHK, GTAI und DERA wenden: Anlaufstelle Rohstoffe
Weitere Informationen und eine laufend aktualisierte Übersicht finden Sie bei unseren Kolleginnen und Kollegen der GTAI: https://www.gtai.de/de/trade/specials/kritische-rohstoffe

Dr. Felix Kaup


Simon Schneider
