IPCEI Verteiltes Rechen-Kontinuum: Edge-Computing der nächsten Generation
Anfang 2025 haben sich mehrere Mitgliedstaaten entschlossen, gemeinsam eine souveräne verteilte Recheninfrastruktur für Künstliche Intelligenz-(KI)-Anwendungen aufzubauen. Dies soll im Rahmen eines IPCEI, eines „Important Project of Common European Interest“, geschehen. Gemeinsames Ziel der Mitgliedstaaten ist es, europäischen Unternehmen einen Zugang zu leistungsfähiger Recheninfrastruktur zu geben und dabei die Abhängigkeiten von Anbietern aus Drittstaaten zu reduzieren. Hierfür soll eine lückenlose Recheninfrastruktur (auf Englisch „Compute Infrastructure Continuum – CIC) für Europa geschaffen werden.
IPCEI-CIC: Worum geht es?
Der Fortschritt bei der Entwicklung Künstlicher Intelligenz ist gewaltig. Um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, muss die Europäische Union (EU) ein Umfeld schaffen, in dem sich Datenverarbeitung, Konnektivität, Cloud-, KI- und Softwareanbieter entwickeln können und ausreichende Kapazitäten und innovative Dienste für Nutzerinnen und Nutzer aus Industrie, Wissenschaft, öffentliche Hand sowie für Bürgerinnen und Bürger entstehen. Dazu ist auch die nachhaltige Sicherung der digitalen Souveränität erforderlich.
Dies ist auch Gegenstand des „AI Continent Action Plan“ der Europäische Kommission, der das Ziel verfolgt, die EU zu einem globalen Technologieführer im Bereich KI zu machen. Im Action Plan vom 9. April 2025 benennt die Europäische Kommission fünf Hauptaufgabenbereiche, in denen besondere Anstrengungen notwendig sind: Computing-Infrastruktur, hochqualitative Daten, KI-Algorithmen, KI-Talentförderung und KI-Regulierung. Das IPCEI-CIC adressiert hier insbesondere den Bereich der Computing-Infrastruktur – mit einem Fokus auf verteilte Datenverarbeitung (Edge-Computing). Daher wird die Kommission die Umsetzung des IPCEI-CIC unterstützen. Es ist komplementär zum IPCEI-AI, welches dem Handlungsfeld KI-Algorithmen zuzurechnen ist.
Zielsetzung
Das IPCEI-CIC hat den Aufbau eines souveränen und verteilten Rechen-Kontinuums in Europa zum Ziel. Dieses soll auf einer gemeinsamen Architektur für viele verschiedene Anbieter aufbauen und sowohl für KI- als auch Cloud-Lösungen eingesetzt werden. Die verteilte Architektur ermöglicht Training, Nutzung und Weiterentwicklung von KI-Modellen nah am Ort der Datenentstehung. Dies schafft neue Möglichkeiten, darunter:
- Anwendungen, die in Echtzeit realisiert werden müssen,
- Trainieren und Optimieren kleinerer KI-Modelle, für die keine großen Datencenter, etwa KI-Factories und KI- Gigafactories, erforderlich sind,
- zusätzliche Rechenkapazitäten in der Fläche für Mobilitätsanforderungen (autonomes Fahren, Logistik, Eisenbahn),
- Anwendungen mit besonders hohem Niveau für den Schutz der verarbeiteten Daten.
Dazu wird es notwendig sein, verschiedene Edge-Infrastrukturen auch technisch miteinander zu verknüpfen zu können und einen grenzüberschreitenden Betrieb in Europa zu ermöglichen. Dazu soll im IPCEI-CIC die Referenz-Architektur und Software-Komponenten zum Einsatz kommen, die im IPCEI Cloud, als Teil der 8ra Dachinitiative, bereits entwickelt werden.
Projektstatus
Im Rahmen der 8. Friends of Industry Konferenz am 3. November 2025 in Berlin haben die Wirtschaftsminister aus 17 Mitgliedstaaten die Berlin Declaration unterzeichnet. Diese sieht als eine Schlüsselmaßnahme die schnelle und mutige Umsetzung des IPCEI-CIC und des IPCEI-AI vor, um die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit Europas zu steigern.
Bei Fragen zum IPCEI-CIC stehen Ihnen gerne Simon Schneider und Dr. Bennett Pauls als Ansprechpartner zur Verfügung.
Simon Schneider
Projektleiter Materialtechnologien
Dr. Bennett Pauls
Projektmanager Materialtechnologien