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17.11.2025

Studie zu Toxinen der giftigsten Spinne Deutschlands sorgt für neue Perspektiven bei der Wirkstoffsuche

Forschende der Justus-Liebig-Universität Gießen und des Fraunhofer Instituts für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie haben erstmalig das Gift des Ammen-Dornfingers entschlüsseln können.

„Wir haben einen ganzen Katalog an neuen, spannenden Toxinen identifiziert und konnten zeigen, wie der Ammen-Dornfinger so schmerzhafte Vergiftungen verursachen kann“, erklärt Dr. Tim Lüddecke, Leiter der Arbeitsgruppe „Animal Venomics“ am Institut für Insektenbiotechnologie (ehemals LOEWE-ZIB) der JLU Gießen und Erstautor der Ende Oktober im Fachjournal „Communications Biology“ erschienen Studie.

Der Ammen-Dornfinger ist die giftigste Spinne Deutschlands. Ihr Biss kann zu Beschwerden führen, die medizinische Behandlung erfordern. Trotzdem war der Giftcocktail dieser Spinne bislang nahezu unbekannt. Forschende der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und des Fraunhofer Instituts für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie (IME) haben nun erstmalig das Gift des Ammen-Dornfingers entschlüsseln können und dabei wichtige Einblicke in die Evolution und Pharmakologie seiner Toxine erhalten.

Das Gift des Ammen-Dornfingers enthält viele Komponenten, die Zellstrukturen angreifen – ähnlich wie Bienengift – und so die starken lokalen Effekte verursachen. „Dafür verantwortlich sind vor allem ein Toxintyp namens CPTX sowie das Enzym Phospholipase A2“, so Lüddecke.

Durch umfangreiche vergleichende Analysen von Giften aus dem gesamten Spinnenreich und mittels evolutionärer Rekonstruktionen konnten die Forschenden herleiten, dass beide Toxine eine komplexe Entstehungsgeschichte durchlaufen haben. Während die Toxinfamilie der CPTX und ihrer Verwandten früh in der Evolution der heutigen Spinnen entstanden und durch Genfusion ihre charakteristische Struktur erlangten, finden sich bedeutende Mengen der Phospholipase A2 nur im Ammen-Dornfinger.

Die Wissenschaftler:innen vermuten, dass die pharmakologische und strukturelle Ähnlichkeit zwischen dem Gift des Ammen-Dornfingers und dem Bienengift in der vergleichbaren biologischen Funktion begründet liegt. „Im Gegensatz zu anderen Spinnen nutzt der Ammen-Dornfinger sein Gift in erster Linie, um seine Brut zu verteidigen“, erläutert Lüddecke. „Auch Bienen und einige weitere Arten haben klassische defensive Gifte. Offenbar reagiert die Evolution hier mit ähnlichen biomolekularen Lösungen auf vergleichbare Problemstellungen, obwohl die jeweiligen Arten nicht nahe verwandt sind.“

Daraus ergeben sich neue Perspektiven für die Suche nach Wirkstoffen. So wurde Spinnengift bislang nahezu ausschließlich für die Suche nach neuen Leitstrukturen für die Behandlung neuronaler Krankheiten berücksichtigt. „Die Bandbreite an Toxinen im Ammen-Dornfinger, die Zellen attackieren, deutet jedoch an, dass sie zukünftig auch für Wirkstoffe gegen zellbasierte Krankheiten wie Krebs evaluiert werden sollten“, sagt Lüddecke.

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