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15.07.2025

Innovation braucht Exnovation – Rückblick auf den ThinkHIK Workshop mit Dr. Gudrun Töpfer

Zeit, mit dem Aufhören anzufangen. In drei Sessions konnten Interessierte aus hessischen Unternehmen erfahren und erarbeiten, wie man Raum für Innovation schafft: indem man sich gezielt von Gewohntem trennt.

Innovation ist schon lange das große Thema. Höchste Zeit, auch über Exnovation zu sprechen, findet die Arbeits- und Organisationspsychologin Dr. Gudrun Töpfer. Sie hatte in ihrer Abschluss-Keynote auf dem 7. Hessischen Innovationskongress HIK2024 erläutert: Um Raum und Energie für Neues zu schaffen, müssen sich Unternehmen gezielt von vertrauten Ideen, Dingen oder Abläufen trennen. Kurz, keine Innovation ohne Exnovation.

Grund genug, das Ganze im Mai und Juni 2025 mit einem ThinkHIK Workshop zu vertiefen. Und so trafen sich zwölf Exnovationsneugierige aus hessischen Unternehmen beim Technologieland Hessen in Wiesbaden, um mehr über das Thema zu erfahren und Tipps für konkrete Projekte zu bekommen. Gudrun Töpfer und Almut Meyer zu Schwabedissen moderierten gemeinsam zwei Live-Termine im Mai – theoretischer Hintergrund und praktische Umsetzung – sowie ein Online-Wrap-up im Juni.

Spannend statt grau: die Theorie

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen aus ganz unterschiedlichen Bereichen, von Pharmahandel und Finanzdienstleistung über Unternehmensberatung, Weiterbildung und IT bis zur Produktion technischer Materialien. Einige hatten bereits konkrete Exnovations-Projekte im Kopf, andere wollten sich einfach informieren und inspirieren lassen. Der Workshop startete mit der ersten Definition des Begriffs von 1981. Demnach ist Exnovation der „Prozess, wenn sich ein Unternehmen von einer Innovation trennt, in die es zuvor investiert hatte.“ Gudrun Töpfer bevorzugt eine offenere und positivere Perspektive: Sie definiert Exnovation als selektives Fortführen dessen, was wichtig ist.

Wie auf kreative Weise exnoviert werden kann, zeigten zwei ungewöhnliche Beispiele. Die Schokoladenmanufaktur Zotter bietet immer wieder neue Kreationen an. Um das Sortiment im Rahmen zu halten, wird es regelmäßig bereinigt – und die ausgemusterten Sorten enden auf dem Schokoladenfriedhof des Firmengeländes. An den entsprechenden „Grabsteinen“ können sich dann Fans von ihrer Lieblingsschokolade verabschieden. Das Unternehmen Edding, bekannt für Stifte und Marker, wollte vor einigen Jahren seine Farbkompetenz neu interpretieren und brachte einen eignen Nagellack auf den Markt. Ein Flop. Also beendete Edding den Ausflug in die Kosmetikwelt und drehte dazu einen Abschiedsfilm mit den Beteiligten – für die Beteiligten.

Ein bisschen Psychologie: die Hürden für Exnovation 

Doch natürlich lassen sich nicht nur Produkte exnovieren, sondern auch Technologien, Politik, Praktiken, Institutionen und Infrastruktur. Und natürlich funktioniert das Prinzip nicht nur in Unternehmen, sondern auch im Alltag. Immer wieder muss man etwas beenden, loslassen, wegräumen. Zum Beispiel, wenn zu Hause der Keller ausgemistet wird oder der Schrank. Was man immer gern vor sich her schiebt – genau wie es Unternehmen mit Exnovation tun. Ob im täglichen Leben oder in einer Organisation: Warum fällt es so schwer, sich von Gewohntem zu trennen?

Hier nur einige Gründe von vielen. Menschen neigen dazu, Bekanntes zu bevorzugen und Verluste als gravierender zu empfinden als Gewinne. Zudem besitzen wir praktisch ein inneres Abwehrsystem gegen Wandel und die damit verbundenen Risiken. Das ist bei Organisationen genauso. Zudem haben sie immer auch das Ziel sich selbst zu erhalten und sind schon deshalb Veränderungen gegenüber wenig aufgeschlossen. Wie sich solche Exnovations-Hürden (die übrigens auch Innovations-Hürden sind) überwinden lassen, wurde in der zweiten Workshop-Session behandelt.

Gezielt vorgehen, kooperieren, flexibel bleiben: die Praxis 

Der entscheidende Punkt für die praktische Umsetzung: Die Pläne für eine Exnovation sollten erst einmal mit vielen Fragen beginnen, die ehrlich und realistisch beantwortet werden müssen. Ziel ist es zunächst, die Objekte zu definieren, deren Exnovation Erfolg verspricht. Dabei müssen zahlreiche Aspekte berücksichtigt werden: Unternehmensstrategie, Rentabilität, Marktsituation, soziale und rechtliche Konsequenzen und vieles mehr. Ebenso wichtig ist es, die Personengruppen zu identifizieren, die involviert sein werden – und sie je nach ihrer Veränderungsbereitschaft auf verschiedene Weise einzubeziehen. Die Moderatorinnen betonten, dass Exnovation nichts ist, was man einfach so durchziehen kann; sie erfordert immer ein hohes Maß an Kooperation und Flexibilität. Erkenntnisse, die im Workshop direkt in kleinen Arbeitsgruppen zur Exnovationsplanung umgesetzt werden konnten.

Der abschließende Online-Termin vier Wochen später begann mit einem Erfahrungsaustausch. Ein Exnovationsprojekt, das eine effizienteren Meetingkultur zum Ziel hatte, war bereits ein gutes Stück vorangekommen. Ein anderes Vorhaben dagegen hatte man inzwischen als nicht „exnovationswürdig“ eingestuft, da der Effekt gering gewesen wäre. Stichwort Flexibilität – auch die Exnovation von der Exnovation ist absolut legitim. Zum Abschluss stellten Gudrun Töpfer und Almut Meyer zu Schwabedissen noch bewährte Methoden vor, um Exnovation anzustoßen, zu planen, zu kommunizieren und zu gestalten. Fazit: Es war ein spannender, inspirierender, motivierender Workshop, der dazu angeregt hat, den Blick auf das Wesentliche zu schärfen. Und das nicht nur im Unternehmen.

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