Förderung zur Forschung gegen antibiotikaresistente Bakterien
Hintergrund und Förderziele
Um der zunehmenden Bedrohung durch Antibiotikaresistenzen zu begegnen, ist ein ganzheitlicher, sektorenübergreifender One-Health-Ansatz nötig. Resistente Bakterien und Antibiotika werden in Mensch, Tier und Umwelt gefunden bzw. eingesetzt. Die Übertragung erfolgt wechselseitig und über Länderübergrenzen hinweg.
Das wichtigste Ziel der neunten gemeinsamen Förderbekanntmachung der Joint Programming Initiative on Antimicrobial Resistance (JPIAMR) ist es daher, die Ressourcen, Infrastrukturen und Forschungsanstrengungen vieler Länder zusammenzubringen, um neue Werkzeuge, Technologien und Methoden für den globalen Einsatz zur Diagnostik und Surveillance antibiotikaresistenter Bakterien bei Mensch, Tier und Umwelt zu entwickeln.
Entsprechende Forschungsprojekte zu Prävention und zum sachgemäßen Einsatz von Antibiotika in der Human- und Veterinärmedizin sind ebenfalls möglich. In den Projekten soll auch die Implementierung der Ergebnisse in unterschiedlichen geografischen Umfeldern, einschließlich in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen (LMIC), aus einer One-Health-Perspektive betrachtet werden.
Ein weiteres Ziel ist die Unterstützung und Erhöhung der Teilnahme von Forschenden aus LMIC. Forschung und Innovation zu antimikrobieller Resistenz (AMR) von und innerhalb LMIC hat eine große Bedeutung für die globale Gesundheit. AMR verbreitet sich unter schlechten sanitären Bedingungen und unzureichenden Gesundheitssystemen für Mensch und Tier sowie an Produktions- und Einsatzstätten von Antibiotika und stellt noch unbekannte Risiken für Mensch, Tier und Umwelt dar. LMIC benötigen neue und verbesserte Werkzeuge, Technologien und Methoden sowie Trainingsmaßnahmen und Ressourcen zu deren Implementierung, um einerseits das Ausmaß der lokalen Resistenzlage zu identifizieren und andererseits die aus AMR resultierenden Kosten und Konsequenzen abzuschätzen. Aufgrund mangelnder oder unzulänglicher Surveillancesysteme sind verlässliche mikrobielle und Resistenzdaten für LMIC häufig nicht verfügbar. Ungenügende Ressourcen wie limitierte Labor- und Kommunikationsinfrastruktur, zu wenig Labor- und klinisches Personal und ein hohes Vorkommen von gefälschten oder minderwertigen Antibiotika bzw. Diagnostika stellen eine Herausforderung für die Surveillance in LMIC dar. Die Einbeziehung einer LMIC-Perspektive auf Diagnostika führt zu einem besseren Verständnis derjenigen Faktoren, die den Antibiotikagebrauch beeinflussen können (z. B. lokale Einschränkung oder kulturelle und kontextuelle Determinanten und Verhaltensmuster). Aus dieser Perspektive heraus sollte auch betrachtet werden, welche Technologien und Methoden mit höchster Kosteneffizienz implementiert werden können und welche die Beteiligung an globalen Initiativen wie dem WHO Global Antimicrobial Surveillance System (GLASS) erleichtern.
Forschungsschwerpunkte
Im Rahmen dieser gemeinsamen Förderbekanntmachung der JPIAMR wird eine begrenzte Anzahl transnationaler Forschungsprojekte gefördert, die einen Beitrag zur Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen leisten.
Die Bekanntmachung richtet sich an klinisch und experimentell orientierte Arbeitsgruppen aus universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen und/oder industriellen Partnern, die in der Regel in Verbünden zusammenarbeiten.
Es können Forschungsansätze unter anderem zu folgenden Fragestellungen bearbeitet werden:
- Validierung von neuen oder verbesserten diagnostischen Werkzeugen, Technologien und Methoden
- Evaluierung von neuen oder verbesserten Diagnostika und deren Beitrag zu sachgemäßerem Einsatz von Antibiotika, beispielsweise Engspektrum-Antibiotika, bei Mensch und Tier
- Verbesserung personalisierter Therapien durch Schnelldiagnostika und Point-of-Care-Techniken für die optimale Auswahl der zu verwendenden Antibiotika
- Entwicklung neuer bzw. Verbesserung von Einsatzeffizienz und Zugänglichkeit bereits existierender Werkzeuge, Technologien und Methoden zur Detektierung von Antibiotikaresistenzen in unterschiedlichen Reservoiren menschlichen, tierischen Ursprungs oder aus der Umwelt, beispielsweise durch
- Verbesserung und Standardisierung von bioinformatorischen Pipelines, Qualitätskontrolle, Modellierung und Analyse von Sequenzierungs- und Metadaten
- Entwicklung von Methoden und Werkzeuge für die Erstellung von Ausgangsdaten im Hinblick auf die natürliche Variabilität von Resistenzgenen, mobilen genetischen Elementen und Übertragungsdynamiken sowie für quantitative Risikoabschätzung auch unter Einbeziehung von ökologischen und Evolutionsaspekten
- Etablierung von Implementierungsstrategien sowie Weiterentwicklung bestehender Werkzeuge zur Unterscheidung zwischen viralen, antibiotikasuszeptiblen und -resistenten bakteriellen Infektionen
In der ersten Verfahrensstufe sind dem Joint Call Secretariat, das beim DLR Projektträger angesiedelt ist, bis spätestens 15. Februar 2019, 17.00 Uhr MEZ zunächst Projektskizzen in schriftlicher und/oder elektronischer Form vorzulegen.
Vollständige Richtlinie und weitere Informationen: Förderbekanntmachung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung