Wie das Hessen Ideen Stipendium Gründerinnen und Gründern Starthilfe gibt
„Nur Innovationen können unsere gesellschaftlichen Probleme lösen und uns weiterbringen“, sagt Annika Wallbach, Projektleiterin bei Hessen Ideen. Sie kümmert sich um die Teams, organisiert verschiedene Workshops und ist Ansprechpartnerin. Genau diese Innovationen würden durch Gründungen geschaffen – deswegen sei es so wichtig, sie zu fördern.
Da gibt es zum Beispiel zeltHAUS. Das Startup aus Offenbach wird zurzeit gefördert und entwickelt ein Zeltsystem aus recyclebarem PET für Flüchtlingscamps. Die Idee dazu kam den Gründern, als sie selbst im Flüchtlingslager auf Idomeni als Freiwillige geholfen haben. Marius Mersinger hat das Startup mitgegründet.
Für ihn ist zeltHAUS auch eine Mission: „Wir haben gemerkt, dass die Menschen vor Ort keine Unterkünfte oder nur Igluzelte haben. Als wir dann zurück nach Deutschland gekommen sind, haben wir uns gedacht: Da müssen wir was machen“. Und so wurde die Idee zu den recyclebaren Zelten geboren. Ein Flüchtlingscamp stünde gerne mal mehr als zehn Jahre, erzählt Mersinger weiter. Die Zelte von zeltHAUS könnten diese Zeit überstehen – und seien groß genug, witterungsfest und einfach zusammenzubauen. Gerade befindet sich das Startup in der Prototypenphase, verfeinert das Produkt.
Workshops und KnowHow bieten größten Mehrwert
Mit dem Technischen kennen sich Mersinger und seine Freunde als Ingenieure gut aus, doch zu einer Gründung gehören beispielsweise auch betriebswirtschaftliche Aspekte. Da leistet das Hessen Ideen Stipendium einen großen Dienst für das Startup, meint Mesinger: Wir kriegen gerade die ganzen Basics beigebracht. Das, was uns fehlt, kriegen wir in sechs Monaten gelehrt und können es direkt anwenden“.
Tatsächlich böten die Workshops und das KnowHow der Expert:innen den größten Mehrwert, sagt Projektleiterin Wallbach. Aber am Ende sei es die Kombination daraus, finanziell den Rücken frei zu haben und inhaltlich an die Hand genommen zu werden, die entscheidend ist. Pro Monat erhalten Absolvent:innen mit Hochschulabschluss 2000 Euro brutto. Diejenigen, die noch im Master eingeschrieben sind, 1000 Euro Brutto. Mersinger hat beispielsweise an der Frankfurt University of Applied Sciences Architektur studiert.
Die Coachings sind vielfältig und an die Gründungsteams angepasst: Bei einem Finanzierungssprechtag informieren sich die Teams zu Finanzierungsmöglichkeiten. Beim Pitchtraining üben sie präzise Selbstpräsentation. „Wir versuchen die ganze Bandbreite, die man für ein funktionierendes Geschäftsmodell braucht, abzubilden“, sagt Wallbach.
Auch Gründer:innentalks mit ehemaligen Stipendiat:innen gehören dazu. Denn das Netzwerken ist ein weiterer wichtiger Baustein für Hessen Ideen. So haben die Gründer von zeltHAUS sich überhaupt erst beworben, weil die Gründerinnen von Xeem, die auch ehemalige Stipendiatinnen sind, ihnen dazu geraten haben.
Hessen Ideen Stipendium klappt auch online
Normalerweise kommen deswegen auch die Gründer zu den Workshops zusammen – einmal im Monat und an verschiedenen Hochschulen in Hessen. Durch Corona ist das jetzt nicht mehr möglich. Alles findet nun digital statt. „Das klappt verblüffend gut“, sagt Mersinger dazu. „Normalerweise geht man ‚in echt‘ nicht sooo sehr auf sich zu. Aber virtuell hat man keine andere Wahl, als sich auszutauschen. Das ist dann auch immer sehr produktiv. Ich kann jedem nur raten, sich auch in einer frühen Phase zu bewerben.“
Viele Teams bewerben sich nach dem Hessen Ideen Stipendium für das Exist-Stipendium, so auch zeltHAUS. Hessen Ideen könnte gewissermaßen als Vorstufe für Exist gelten, für das schon ein genauerer Geschäftsplan verlangt wird. In der aktuellen Förderrunde werden 17 Teams gefördert, doch es bewerben sich viel mehr. Gut 60 Bewerbungen hätten sie zuletzt gehabt, während es bei der ersten Förderrunde im Jahr 2018 gerade einmal die Hälfte waren. Gefördert werden Gründungsideen in der Frühphase. Mindestens ein Teammitglied muss seinen/ihren Abschluss an einer hessischen Hochschule erlangt haben.
Neben dem Stipendium gibt es noch einen Wettbewerb
Wallbach ist schon von Beginn an dabei. Damals gab es das Stipendium noch nicht, sondern nur den Hessen Ideen Wettbewerb. Dieser findet einmal im Jahr statt. Bei dem Wettbewerb schlagen die hessischen Hochschulen bis zu drei Gründungsideen vor, die dann von einer Jury ausgezeichnet werden. Der erste Platz ist mit einem Preisgeld von 5000 Euro dotiert. Wer ins Finale einzieht wird u.a. durch ein Online-Voting entschieden, welches aktuell läuft und bei dem jede/r mitentscheiden kann. Die Idee hinter dem Wettbewerb: Hochschulen und Studierende für das Thema Gründung sensibilisieren.
Der Wettbewerb wird genauso wie das Stipendium vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst ausgeschrieben. Der Wettbewerb und das Stipendium sollen zu einer dynamischen und innovativen Gründungslandschaft in Hessen beitragen. „Wir haben hier die Möglichkeit, spannende Ideen und motivierte Menschen kennenzulernen. So tragen wir unseren Teil dazu bei, Innovation in die Praxis zu bringen“, sagt Wallbach.