Algoliner fertigt Bioreaktoren in einer mobilen Fabrik

Mikroalgen sind die Alleskönner der Bioökonomie. Die südhessische Algoliner GmbH & Co. KG hat ein dezentrales Verfahren entwickelt, mit dem sich Fotobioreaktoren für die Mikroalgenzucht günstig und nachhaltig herstellen lassen.

Weniger Kosten, weniger CO2

Dank ihrer Inhaltsstoffe gelten Mikroalgen als ein Hoffnungsträger für die ressourcenschonende Wertstoffproduktion der Zukunft. Die Mikroorganismen sind reich an Proteinen, Omega-3-Fettsäuren, natürlichen Carotinoid-Pigmenten und Vitaminen. Das macht sie zu einem wertvollen Rohstoff für die Lebensmittel-, Pharma- und Chemieindustrie. Um ihr Potenzial voll auszuschöpfen, hat Algoliner ein Verfahren entwickelt, mit dem sich Fotobioreaktoren für Mikroalgen direkt am gewünschten Einsatzort produzieren lassen. In einer mobilen Fabrik entstehen die röhrenförmigen Segmente in jeder erforderlichen Länge. Dadurch reduzieren sich die Transportkosten und es entfallen Verpackungsmaterialien sowie Verbindungselemente für vorgefertigte Rohre. Folglich sinken sowohl die Produktionskosten als auch die Umweltbelastung. Um die Algen zu kultivieren, kann zusätzlich CO2 aus Biogasanlagen, Zementfabriken oder Direct-Carbon-Capturing-Technologien eingebracht werden. Damit lässt sich eine Kreislaufwirtschaft realisieren, die CO2-neutral oder im Falle des Carbon-Capturings sogar CO2-negativ ausfallen kann.

Mikroalgen besitzen ein riesiges Potenzial, unseren Planeten nachhaltiger zu gestalten.
Hans Väth, Geschäftsführer der Algoliner GmbH Co. KG
Foto mit Hans Väth, Geschäftsführer von Algoliner, neben einer Produktionsanlage für Fotobioreaktoren
Foto mit Hans Väth, Geschäftsführer von Algoliner, neben einer Produktionsanlage für Fotobioreaktoren
© Algoliner GmbH & Co. KG

Flexibel und energiesparend mit Acrylglas

Auch das eingesetzte Material bietet ökonomische und ökologische Vorteile: Verglichen mit den bisher üblichen Methoden zur Erstellung langlebiger Fotobioreaktoren benötigt Algoliner nur einen Bruchteil des Rohmaterials. Das bisher meistverwendete Borsilicatglas verbraucht in der Herstellung viel Energie: Ein Meter Rohr aus diesem Spezialglas wiegt rund 1.000 Gramm und erfordert eine Schmelztemperatur von mehr als 1.000 Grad Celsius. Die Profile von Algoliner bestehen hingegen aus einem Acrylglas der Darmstädter Firma Röhm, wiegen pro Meter nur 250 Gramm und schmelzen bereits bei 240 Grad Celsius. Dadurch verringert sich der CO2-Fußabdruck nochmals signifikant. Anschließend lassen sich die Segmente beliebig zuschneiden und verkleben, sodass Anbauteile wie Gaseinspeisungen, Sensorhalter und Pumpenanschlüsse ganz nach Kundenanforderungen integriert werden können.

Vom Automobil zur Mikroalge

„Über 30 Jahre lang arbeitete ich in der Automobilindustrie und beschäftigte mich mit der Massenproduktion von Bauteilen aus Kunststoffen“, blickt Hans Väth, Geschäftsführer von Algoliner, zurück. „Eines Tages überkam mich das Gefühl, dass ich mit meiner Erfahrung etwas Neues schaffen könnte. Ich begann, mich für Mikroalgen zu interessieren, die ein riesiges Potenzial besitzen, unseren Planeten nachhaltiger zu gestalten. Allerdings hatte ich den Eindruck, dass Unternehmen lediglich versuchten, Laborreaktoren zu vergrößern, was sich negativ auf die Produktion und die Kosten auswirkte. So kam ich auf die Idee, die Röhren, die in den Fotobioreaktoren kilometerweise verwendet werden, vor Ort herzustellen. Und das nicht aus Glas, sondern Acrylglas. Nach sieben Jahren Forschung und Entwicklung realisieren wir nun komplette Reaktoren.“ Für die Forschung zur Anschlussverwertung von CO2-Rauchgas aus Biogasanlagen erhält Algoliner einen Zuschuss des Bundeswirtschaftsministeriums. Außerdem wurde das Unternehmen für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2022 nominiert.

Kontakt

Algoliner GmbH & Co. KG
Lindenweg 14
64409 Messel
Telefon: +49 6159 7176020
E-Mail: info@algoliner.de
www.algoliner.de

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