Formo stellt Käse mithilfe von Mikroorganismen her

Echter Käse ohne Tier? Den gibt es bei dem FoodTech-Start-up Formo Bio GmbH. Biotechnologische Verfahren befähigen modifizierte Mikroorganismen, Milchproteine herzustellen, aus denen Formo in traditionellen Herstellungsverfahren Käse produziert.

Naturidentisch, aber tierfrei

Tierische Lebensmittel geraten wegen ihrer negativen Klimabilanz und der teils unethischen Tierhaltung immer stärker in die Kritik. Das Start-up Formo setzt innovative, biotechnologische Verfahren ein, um Käse nachhaltiger herzustellen und gleichzeitig nichts an Geschmack und Konsistenz eines guten Käses einzubüßen. Dafür nutzt das Unternehmen die sogenannte Präzisionsfermentation. Bei dem Verfahren werden Mikroorganismen mit gentechnischen Informationen ausgestattet, um Milchproteine herzustellen. „Modifizierte Mikroorganismen wie Hefepilze helfen uns dabei, Molkeprotein und Kasein zu produzieren. Die Organismen enthalten die Geninformationen von Kühen – und damit die Bauanleitung“, erklärt Raffael Wohlgensinger, CEO und Co-Founder von Formo.

Die Präzisionsfermentation zeigt, wie Bioökonomie unmittelbar dazu beitragen kann, ein nachhaltiges Lebensmittelsystem aufzubauen und das Klima zu schützen.
Raffael Wohlgensinger, CEO und Co-Founder der Formo Bio GmbH
Foto von Raffael Wohlgensinger, dem CEO und Co-Founder der Formo Bio GmbH
Foto von Raffael Wohlgensinger, dem CEO und Co-Founder der Formo Bio GmbH
© Formo Bio GmbH

Besonders nachhaltig

Der Käse von Formo ist in Geschmack und Textur authentisch, bietet verglichen mit konventionellem Käse in Sachen Nachhaltigkeit aber einige Vorteile: Bei seiner Herstellung braucht er 96 Prozent weniger Wasser und es entstehen bis zu 97 Prozent weniger Treibhausgasemissionen. Da der Käse tierfrei ist, reduziert er die Landnutzung immens. Zudem müssen keine Antibiotika eingesetzt werden. „Bioökonomie und Biotechnologie haben das Potenzial, unser Lebensmittelsystem von Grund auf zu verändern“, ist sich Wohlgensinger sicher. Er sieht allerdings noch Nachholbedarf bei den gesetzlichen Rahmenbedingungen für biotechnologische Produkte sowie in der Aufklärung der Gesellschaft über ihre Vorteile.

Technologie und Genuss

Wohlgensinger ernährt sich selbst vegan und ist davon überzeugt, dass die industrielle Tierhaltung weder gesund noch moralisch vertretbar ist. Dennoch wollte er nicht auf den Genuss von echtem Käse verzichten – pflanzliche Käsealternativen enttäuschten ihn. Kombiniert mit seiner Leidenschaft für Biotechnologie sah er die Lösung in der mikrobiellen Produktion von Milchproteinen. Die Herausforderung des jungen Unternehmens liegt nun vor allem darin, die Produktion zu skalieren, um mit großen Molkereikonzernen mithalten zu können. Dafür arbeitet Formo an seinem Innovationsstandort in Frankfurt am Main gemeinsam mit der BRAIN Biotech AG zusammen, die zu den führenden Spezialisten industrieller Biotechnologie in ganz Europa gehört. Dabei geht es vor allem darum, die Fermentationskapazitäten zu erhöhen.

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