Food & Energy Campus betreibt kreislauforientierte vertikale Landwirtschaft

Lebensmittel dort erzeugen, wo sie benötigt werden, unabhängig von den Bedingungen des Anbaugebiets: daran arbeitet die Food & Energy Campus Groß-Gerau GmbH. Mit ihrem Vertical-Farming-Konzept schont sie Klima und Ressourcen und orientiert sich dabei an den Kreisläufen der Natur.

Konstante Qualität ohne Chemikalien

In speziell entwickelten Gewächshäusern zieht das Unternehmen Kräuter, Salate und Microgreens, also vitaminreiche Keimlinge, die nach maximal zwei Wochen reif für die Ernte sind, auf. Das Besondere: Die einzelnen Kultursysteme sind in sich geschlossen und benötigen daher keine Pflanzenschutzmittel. Ausgangspunkt des kreislauforientierten Konzepts ist eine Biogasanlage, deren Energie für die Gewächshäuser und deren sauberes Abwasser für eine angeschlossene Fischzucht genutzt werden. Die organischen Reststoffe der Biogasanlage dienen als Substrat für die Gewächshäuser, in denen die Pflanzen das ganze Jahr über in gleichbleibender Qualität gedeihen.

Bioökonomie ist die sinnvolle Nutzung der Ressourcen nach dem Vorbild der Natur – es gibt keinen Müll. Darum ist unser zentraler Ansatz: Ressourcen nutzen, Abfälle vermeiden.
Stefan Ruckelshaußen, Geschäftsführer der Food & Energy Campus Groß-Gerau GmbH
Foto von Stefan Ruckelshaußen, dem Geschäftsführer der Food & Energy Campus Groß-Gerau GmbH
Foto von Stefan Ruckelshaußen, dem Geschäftsführer der Food & Energy Campus Groß-Gerau GmbH
© Stefan Rückelshaußen

Produktion vor Ort

Mit der lokalen Produktion antwortet Food & Energy Campus auf eine der größten Herausforderungen unserer Zeit: Immer mehr Menschen zieht es in Ballungsräume, Lebensmittel werden dort aber nur selten erzeugt. Das Unternehmen macht es möglich, Lebensmittel dort zu produzieren, wo sie benötigt werden, unabhängig von den jeweiligen Bedingungen. Das verkürzt Transportwege und entlastet globale Lieferketten. Die Umwelt profitiert aber noch mehr: Da die Pflanzen bei Food & Energy Campus gezielt bewässert werden, benötigen sie im Vergleich zur regulären Landwirtschaft 90 Prozent weniger Wasser und nur ein Fünftel der Anbaufläche.

Ausgangspunkt Biogasanlage

Die Idee für das nachhaltige Konzept entstand 2016, als sich das Gründerteam – Stefan Ruckelshausen, Eric Nürnberger und Franz Schreier – darüber austauschte, wie man die Ressourcen und Stoffströme rund um eine Biogasanlage sinnvoll nutzen könnte. Ihr Ziel: Die organischen Materialien sollten in der Biogasanlage nicht nur in Energie umgewandelt werden. Auch die Reststoffe galt es zu verwerten, zum Beispiel als Dünger und Pflanzenkohle. Das saubere Abwasser sollte im Kreislauf geführt werden. Das Unternehmen arbeitet eifrig daran, Kreisläufe weiter zu schließen und Energie kaskadenförmig zu nutzen. Immer nach dem Vorbild der Natur, in der es keinen Abfall gibt, sondern jeder Reststoff der Rohstoff für etwas Neues ist.

Mehr Einblicke in die biobasierte Wirtschaft von morgen gibt es im "Abc der Bioökonomie"
Bioökonomie bezeichnet meist eine Zukunftsvision: eine Wirtschaft, die fossile Energieträger durch biobasierte Ressourcen ersetzt hat und industrielle Prozesse auf biotechnologische Verfahren stützt. Damit verbinden sich große Chancen für den weltweiten Klimaschutz und die Ressourceneffizienz in Unternehmen. Das "Abc der Bioökonomie" wirft einen Blick hinter die Türen von Industrieunternehmen, KMUs, Start-ups, Hochschulen und Forschungsinstituten und zeigt, was bereits in punkto Bioökonomie alles passiert – anhand zahlreicher Schlüsselthemen und Praxisbeispiele entlang des Alphabets.